Wallanlagen in Mittelhessen, Taunus und Westerwald
Auf manchen Bergen und Anhöhen in Mittelhessen, Taunus und Westerwald finden sich häufig noch gut erkennbare Reste von meist vor- und frühgeschichtlichen Ringwällen. Manche dieser Anlagen stammen aber auch aus dem Mittelalter oder wurden von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter hinein immer wieder bebaut und besiedelt. Ihre Lage abseits moderner Siedlungen und landwirtschaftlich genutzer Flächen hat sie meist vor dem Überbauen und Verschwinden bewahrt.
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Die Größe und Ausdehnung dieser Ringwallanlagen und Siedlungen reichen von kleinsten, kreisförmigen Wällen bis hin zu über 100 ha großen keltischen Stadtanlagen wie etwa das Heidetränk-Oppidum bei Usingen im Taunus. Die meisten dieser Anlagen stammen aus den Epochen Hallstattzeit und Latènezeit (ca. 800 – 20 v. Chr.) Dabei gilt, vor allem aufgrund antiker Textquellen, die späte Hallstattzeit und die Latènezeit als „keltisch“.
Die einfachste Art der Befestigung bestand wohl aus einem mit Palisaden bewehrten Wall mit vorgelagertem Graben. Aufwändiger erbaute Anlagen wurden von Steinmauern in verschieden Bauweisen umgeben. Die Reste dieser eingefallenen Steinmauern bilden heute die teilweise noch gut sichtbaren Steinwälle dieser Bauwerke.
Die genau Funktion dieser Anlagen ist oft unklar. Waren es reine „Fluchtburgen“ für die Bevölkerung der Umgebung in Kriegszeiten? Waren es Herrscher- bzw. Fürstensitze, die durch ihre Höhenlage und ihre beeindruckenden Mauern Macht und Einfluss demonstrierten? Waren dort zentrale Marktorte oder Kultplätze für eine ganze Region? Da bisher nur ein sehr kleiner Teil dieser Siedlungsareale archäologisch erforscht ist, sind diese Fragen immer wieder Anlass zu Diskussionen und Neubewertungen in der aktuellen Forschung.
Vor allem im 3. Jahrhundert v. Chr. scheinen im deutschen Mittelgebirgsraum zahlreiche Befestigungsanlagen in Höhenlagen errichtet worden zu sein. Die Gründe für diesen „Bauboom“ sind unklar. Möglicherweise war es eine „Krisenzeit“ mit häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen, die den Bau von Befestigungen erforderlich machte. Oder es handelte sich um eine „Modeerscheinung“ mit der man versuchte Siedlungsformen zu kopieren, die man durch Kontakte mit Griechen und Etruskern kennengelernt hatte.
Tipp: Artikel bei „Archäologie Online“
Am Rand der keltischen Welt – Eisenzeitliche Befestigungen der Mittelgebirgszonen ··»
Die großen keltischen Oppida dagegen stammen aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr.. Allein die Größe und Ausdehnung dieser Anlagen ist beeindruckend. Ihre Mauern umfassten Siedlungsareale die weit größer waren als die meisten „Großstädte“ des Mittelalters. Sie bildeten wohl Zentralorte für ganze Regionen oder Herrschaftsgebiete. Diese keltischen Siedlungen waren meist schon aufgegeben und verlassen, als die Römer um 12 v. Chr. in dieses Gebiet vorrückten.
Einige dieser Anlagen sind aber auch erst in frühmittelalterlicher Zeit angelegt oder an Stellen früherer Höhensiedlungen neu erbaut worden und stehen wahrscheinlich häufig in Zusammenhang mit Expansion und Landesausbau in fränkischer Zeit.