Flurnamen sind meist nur lokal benutzte Bezeichnungen für einzelne Kleingebiete innerhalb einer Ortsgemarkung. Sie dienten den Menschen vor Ort dazu, bestimmte Gebiete genau benennen zu können. Daher sind sie auch oft als Ausdrücke der lokalen Mundart erhalten. Dabei wurden sie nicht nur umgangssprachlich benutzt, sondern dienten meist auch zur Beschreibung in Katastern und Grundbüchern.
Häufig wurden so landwirtschaftlich genutzte Flächen wie Acker- und  und Weideland bezeichnet. Aber auch Brachland, Forste und sonstige Gebiete hatten ihre Namen innerhalb der Ortsgemarkung.

Beispiel: Flurnamen um den Ort Selters-Münster im Hintertaunus


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Quelle der Flurnamen: Münster – Heimatbuch zur 800-Jahr-Feier, Münster 1994, S.128 ff

 

Dabei waren die Flure meistens keine einzelnen Nutzflächen, die zu einer Person oder zu einem Hof gehörten, sondern Kleingebiete, innerhalb derer sich mehrere Grundstücke oder Äcker bzw. Weiden verschiedener Besitzer oder Pächter befanden. So wurde etwa der Acker eines bestimmten Bauern z. B. als „Schmalhans sein Acker auf der Bülz“ bezeichnet, denn Besitzer einzelner Parzellen konnten sich häufiger ändern, während die Flurnamen erhalten blieben.
Die Bedeutung und Herkunft vieler Flurnamen ist heute nicht mehr zu erklären, aber aus alten Urkunden und Katastern ist häufig zu erschließen, dass sie oftmals über viele Jahrhunderte im Gebrauch waren.
Manchmal leiten die Namen sich von Besonderheiten des betreffenden Kleingebietes ab, wie etwa der Flurname „Erdbeerwäldchen“, weil es dort wohl besonders viele Walderdbeeren gab, die den Menschen schon seit jeher als Nahrung dienten, während die heute so beliebte Gartenerdbeere sich, aus Amerika kommend, erst im 18. Jahrhundert in Europa verbreitete.
Andere Flurnamen ergaben sich aus der früheren Nutzung bestimmter Flächen, wie etwa der Name „Kohlewald“ oder „Kohlwald“, weil dort in früherer Zeit viel Holzkohle, meist zur Eisengewinnung, hergestellt wurde und nicht etwa weil man dort Kohl angebaute.
Einige Bezeichnungen gehen auch auf besondere Besitzverhältnisse zurück, wie etwa „Auf der Grafschaft“ oder „Königsheck“. Wieder andere Flurnamen beziehen sich auf die Lage an Straßen und Wegen, wie z. B. „Rechts dem Eisenbacher Weg“ Oder „Links dem Selterser Weg“.
So liefern uns die alten Flurnamen auch Informationen über die früheren Lebens- und Nutzungsräume im Umfeld einzelner Orte und sind somit wertvolle Quellen der Lokalgeschichte. Daher ist die Flurnamenforschung auch ein wichtiges Teilgebiet der Historischen Geographie.
Da in vielen Orten nur noch ältere Personen – vornehmlich solche, die früher in der Landwirtschaft tätig waren – die alten Flurnamen kennen und zuordnen können, ist die Aufzeichnung  dieser Informationen eine wichtige Tätigkeit, der sich häufig Heimatforscher oder Geschichtsvereine vor Ort widmen.
In einigen Regionen und Bundesländern gibt es auch Flurnamen-Sammlungen, die dann meist von Institutionen wie Universitäten oder Landesämtern gepflegt werden.

 

Links:

Hessische Flurnamen
Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS)
Die Datenbank der hessischen Flurnamen wurde in den Jahren zwischen 1980 und 2002 im Hessischen Flurnamenarchiv Gießen (im Fachbereich Germanistik der Justus Liebig-Universität Gießen) unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Ramge aufgebaut. Sie erfasst die in verschiedenen Sammelaktionen im 20. Jahrhundert zusammengetragenen gegenwärtigen Flurnamenbestände der ca. 2.800 Ortsgemarkungen des Bundeslands Hessen mit mehr als 170.000 Namen.

Mittelhessisches Flurnamenbuch (MHFB)
Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS)
Das Mittelhessische Flurnamenbuch Kreis Gießen bietet in digitaler Form einen Zugang zu den Flurnamen des Kreises Gießen. Zu jedem Flurnamen werden die Deutung und die Belege sowie die Literatur angegeben.

Südhessisches Flurnamenbuch (SHFB)
Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS)
Das Südhessische Flurnamenbuch erschließt die Flurnamenbestände der 369 hessischen Gemarkungen südlich des Mains.

Digitales Flurnamenlexikon Rheinland-Pfalz
Ein Projekt des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.
Es befinden befinden sich über 10.000 freigeschaltete Flurnamenbelege in dieser Datenbank.

 

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